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Kaufhaussterben auch im Dreiländereck

Das Kaufhaussterben geht weiter: Karstadt in Siegen schließt seine Pforten in diesem Sommer für immer. Eine Institution verschwindet, die Stadt verändert ihr Gesicht auf ein Neues. Der Niedergang traditioneller Warenhäuser ist ein Spiegel des geänderten Einkaufsverhaltens.

Man mag es bedauern, begrüßen oder mit den Schultern zucken: Bemerkenswert ist für mich, daß der mehrfach totgesagte Anziehungspunkt in der Oberstadt trotz der Öffnung der City-Galerie im Jahre 1999 noch 24 Jahre überlebt hat, bevor die Lichter nun ausgehen werden. Über die Gründe darf durchaus spekuliert werden. Einer davon besagt, daß der schweizer Investor, dem Karstadt heute gehört, seine Immobilie sehr gut an die Universität veräußern kann. Schließlich ist die Uni bereits bis ins Gebäude vorgedrungen.

Man mußte nicht einmal besonders hellsichtig sein, um es vorauszuahnen: Seit Jahren verändert sich das Einkaufsverhalten auch im Siegerland massiv. In der Folge hat nicht nur Karstadt, sondern auch der Einzelhandel in der örtlichen Mall erhebliche Probleme. Ich kann mich nicht an mehr Leerstand allerorten erinnern.

Statista sieht die Situation für Gesamtdeutschland so:

Infografik: Echte Kaufhaus-Fans sind selten geworden | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Läßt sich am Kaufhaussterben etwas ändern? Kaum. Die Märkte sind transparent, das Angebot ist vergleichbar, Preissuchmaschinen in jedermanns Hosentasche führen den Kunden zielsicher zum günstigsten (Online-) Anbieter. Man hat gelernt, daß Beratung und Vorratshaltung zusätzlich kosten – und fragt sich, ob diese Faktoren entbehrlich sind. Wer wollte es den Menschen in Zeiten von Inflation, Energieknappheit und immer noch drohender Rezession verübeln, Ihr Geld zusammenzuhalten? Die Zukunft wird wohl eher denen gehören, die Erlebnisse bieten können, die nicht unbedingt materiellen Nutzen stiften: Vergnügen, Geselligkeit und menschliche Nähe. Wenn es damit gelingt, den Einzelnen von seinem auf den Rang des unmündigen Konsumenten reduzierten Daseins wieder ein wenig nach oben zu befördern, wäre ich sogar damit einverstanden.

Das Beitragsbild zeigt das im Abbruch befindliche, traditionsreiche Haus der Buchhandlung Braun in Neunkirchen, Siegerland. Generationen von Schulkindern versorgten sich hier mit ihrem Schulbedarf. Leseratten und Bastelfreunde hatten einen Anlaufpunkt, auch der Bedarf an kleinen Geschenken konnte geschmackvoll gedeckt werden. Das Konzept der Buchhandlung lebt derzeit in Herdorf weiter und kehrt hoffentlich bald zurück.

Bildquellen

  • Abriss: eigene Aufnahme

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