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Frohe Weihnachten!

Wir schreiben das Jahr 1839.

Auf der bäuerlich geprägten Lippe (heute zu Burbach) stehen ca. 45 Häuser, allesamt noch ohne Strom, Heizung und fließend Wasser. Etwas weiter südlich im nassauischen Amt Dillenburg, in Haiger, leben gute 1100 Menschen – fast ausnahmslos evangelisch. Waldbröl erblüht als Sitz der Bezirksregierung. Die Nächte sind in Siegen nicht mehr ganz so dunkel, denn seit 25 Jahren gibt es eine Straßenbeleuchtung mittels Petroleumlaternen. Überall tragen Kinder wie selbstverständlich durch Ihre Arbeitskraft zum Brotwerwerb bei.

Das Militär gibt im preußischen Staat den Ton an. So auch im Siegerland. Es war kein Gutmenschentum, die die Kinderarbeit in Verruf brachte, sondern miltärische Vernunft: Aus fehlentwickelten Kindern konnten keine guten Rekruten mehr werden, und so kommt es am 9. März zum „Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter“. Ab sofort dürfen Kinder unter neun Jahren nicht mehr in Fabriken oder bei Berg-, Hütten- und Pochwerken arbeiten. Unter Siebzehnjährige müssen drei Jahre Schulbesuch vorweisen. Sie sollen lesen und schreiben können und bei ihrem Arbeitgeber zur Schule gehen. Frohe Weihnachten können ab sofort kommen.

In Hamburg bezieht Johann Hinrich Wichern bereits 1833 das „Rauhe Haus“. Dort versucht er, kranke,verwahrloste und schwer erziehbare Kinder auf den rechten Weg zu bringen. Sein soziales Engagement gilt der Bekämpfung der schreienden Armut. Er gibt den Kindern so etwas wie eine familiäre Struktur. Und Bildung, wobei ihm der christlich-reformierte Glaube als Richtschnur gilt.

Im Dreiländereck wie auch in Hamburg wird Weihnachten von gläubigen Menschen 1839 sehnlichst erwartet. Gottes Geschenk an die Menschheit wird hier wie dort untereinander durch kleine Gaben begangen. Auf diesen Fixpunkt im Kalender freut man sich das ganze Jahr. Jeden Tag fragen die Kinder ihre Eltern – und in Hamburg Johann Hinrich Wichern – wann der Tag denn nun endlich da sei. Der hat einen Einfall. Auf einem Wagenrad platziert er 24 Kerzen. Jeweils 6 roten folgt eine große weiße Kerze für die Sonntage im Advent. Jeden Tag wird eine weitere Kerze entzündet, bis der gesamte Kranz in weihnachtlichem Licht erstrahlt. Ab 1860 verwendet Wichern Tannenzweige als zusätzlichen Schmuck des Wagenrades.

Tannengrün als Hoffnungsträger

Wicherns Idee hält Einzug in die Familien und verbreitet sich nach dem 2. Weltkrieg rasant auch in den katholisch geprägten Landstrichen. Die Tannenzweige im Adventskranz und auch dem Weihnachtsbaum grünen auch im Winter und geben uns Gewißheit, dass die Natur im Frühling wieder zu neuem Leben erwacht. Mit dem Grün verschaffen wir uns die Hoffnung. Wir kommen zur Ruhe, tanken kostenlos auf und nehmen Schwung fürs neue Jahr.

Von Herzen „Danke“ für all die kleinen Gelegenheiten, Sie zu unterstützen. Ich wünsche Ihnen für 2023 klare Gedanken und viel Erfolg. Bereits jetzt „Frohe Weihnachten“ und einen unfallfreien Jahreswechsel!

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