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Sinn statt Bodenhaftung!

🛰️ Warum haptische Werbung wieder Sinn statt Schwerelosigkeit braucht

Wenn ich so durch die aktuellen Kataloge meiner Branche blättere, komme ich mir vor wie ein Beobachter im Orbit.
Ich scrolle durch die Neuheiten der großen Importeure – Seiten über Seiten voller Produkte.
Schön verpackt, clever präsentiert, technisch beeindruckend.
Und doch denke ich oft: Was ist eigentlich aus dem „Warum“ geworden?

Es erinnert mich an die Internationale Raumstation. Die ISS.
Seit 25 Jahren kreist sie um die Erde.
Ein Wunderwerk der Technik, riesig, komplex – und doch irgendwie … zwecklos geworden.
Man fliegt hin, weil sie da ist.
So fĂĽhlt sich manches Sortiment heute auch an.
Man produziert, weil man’s kann.
Man zeigt, weil man’s muss.
Und irgendwo dazwischen geht der Sinn verloren.

Werbung in der Schwerelosigkeit

Ich will niemandem einen Vorwurf machen.
Was seitens der Hersteller nicht angeboten wird, kann ja schlieĂźlich auch nicht eingekauft werden.
Aber manchmal wirkt das Ganze, als wĂĽrde die Branche in der Schwerelosigkeit schweben:
Es glänzt, es blinkt, es dreht sich – aber nichts hat Gewicht.

Heute Bambus, morgen recycelt, ĂĽbermorgen bio.
Ein Trend jagt den nächsten, ein Zertifikat das andere.
Doch kaum ein Artikel erzählt noch eine Geschichte.
Kaum einer riecht nach Holz, nach Erde, nach Werkstatt.
Kaum einer fĂĽhlt sich an wie das, was Werbung mal war:
ein Stück Nähe, das bleibt.

Ich sehe viele Produkte, die technisch perfekt sind –
aber sie berĂĽhren nichts.
Nicht das Herz. Nicht die Hände.
Und genau das beschäftigt mich.

Die Sehnsucht nach dem Boden

Die ISS riecht metallisch, sagen die Astronauten.
Kein Regen, kein Kaffee, kein Wind.
Ein Leben ohne Geruch, ohne Erde.
Genau das fehlt mir manchmal, wenn ich Werbeartikel anschaue:
Bodenhaftung.

Ein Kugelschreiber, der sich anfĂĽhlt wie ehrliche Arbeit.
Eine Tasse, die wärmt – nicht nur den Kaffee, sondern die Beziehung.
Eine Tasche, die nicht billig wirkt, sondern trägt, im wahrsten Sinn.
Das sind keine groĂźen Dinge.
Aber sie machen Werbung wieder menschlich.

Vielleicht ist das altmodisch.
Vielleicht ist es aber auch einfach das, was wir verlernt haben:
zu spĂĽren, was wir verschenken.

Zwischen Routine und Reibung

Die Raumfahrer auf der ISS verbringen den größten Teil ihres Tages mit Wartung.
Damit alles läuft, damit nichts kaputtgeht.
Auch das kenne ich:
Das Gefühl, immer zu pflegen, zu warten, zu reagieren – aber selten Neues zu wagen.

Doch wenn eine Raumkapsel wieder in die Atmosphäre eintritt, entsteht Reibung.
Hitze. Druck. Gefahr.
Und genau dort beginnt die RĂĽckkehr.
Vielleicht braucht auch Werbung wieder mehr Reibung.
Nicht im Sinne von Streit, sondern im Sinn von Echtheit.
Etwas, das sich spĂĽrbar macht.
Das nicht nur funktioniert, sondern fĂĽhlt.

Ein stiller Hilferuf

Ich glaube nicht, dass die Branche kaputt ist.
Ganz im Gegenteil.
Ich glaube, sie hat das Potenzial, wieder etwas zu werden, das Menschen verbindet.
Aber dafĂĽr mĂĽssen wir runter vom kosmischen Musikdampfer.
ZurĂĽck auf den Boden.

Vielleicht ist das kein Businessplan, sondern eine Haltung.
Eine Sehnsucht.
Nach Artikeln, die Sinn tragen.
Nach Werbung, die nach etwas riecht, das bleibt.

Ich will gar nicht „mehr“ –
ich will nur wieder etwas, das Gewicht hat.
Etwas, das nicht nur verschenkt wird,
sondern Bedeutung weitergibt.

Mein Kompass fĂĽr Bodenhaftung

Wenn ich selbst neue Artikel für mein Sortiment auswähle, frage ich mich inzwischen drei Dinge:

  1. Was bleibt, wenn das Logo verblasst?
    Ist das Produkt stark genug, um auch ohne Branding geschätzt zu werden?
  2. Wie fühlt es sich an – wirklich?
    Nicht nur auf der Haut, sondern im Kopf.
    Weckt es Bilder? Geschichten? Erinnerungen?
  3. Passt es zum Menschen – oder nur zum Markt?
    Denn ein Artikel ohne Bezug bleibt fremd.
    Ein Artikel mit Bedeutung wird zum Botschafter.

Vielleicht ist das mein kleiner Beitrag zur Bodenhaftung.
Ein Versuch, nicht in der Umlaufbahn zu bleiben,
sondern wieder zu landen – mitten im Leben.

Wieder Kontakt aufnehmen

Die ISS wird in ein paar Jahren kontrolliert zum Absturz gebracht.
Vielleicht ist das sinnbildlich.
Manchmal muss man etwas loslassen, um neu anzufangen.

Ich wĂĽnsche mir Werbeartikel, die das schaffen:
die landen, statt zu kreisen,
duften, statt zu glänzen.
Die berĂĽhren, statt zu blenden.

Mehr Bodenhaftung eben.

Denn gute Werbung braucht keine Schwerelosigkeit.
Sie braucht Boden unter den FĂĽĂźen.
Und Menschen, die ihn wieder fĂĽhlen wollen.

Bildquellen

  • flask: KI-generiert
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